Kreis Calw. Sie wiesen zuallererst darauf hin, dass die registrierten Straftaten um 9,3 Prozent auf 4.699 (5.180) zurückgegangen sind. Dies bedeutet, dass der Landkreis Calw im landesweiten Ranking der drittsicherste Kreis ist und damit eine der niedrigsten Kriminalitätsbelastungen aufweist. Die Polizei wird weiterhin als kompetenter Ansprechpartner für die Bürger in Sachen Sicherheit rund um die Uhr zur Verfügung stehen.
Bei den Straftaten sind die Vermögens- und Fälschungsdelikte um zirka 300 Fälle zurückgegangen. Auch die Körperverletzungs- und Rauschgiftdelikte wurden deutlich weniger.
Die Aufklärungsquote (AQ) ist mit 55,9 Prozent (59,5) um 3,6 Prozent zurückgegangen, wird aber immer noch als positiv eingeschätzt. Sie liegt um zirka einen Prozentpunkt über der des Regierungsbezirks. Eine gute AQ ist auch immer ein Hinweis darauf, dass die Kommunikation zwischen Bürgern und der Polizei funktioniert und man gegenseitig aufeinander Acht gibt. 228 Polizeibeamte und Angestellte, untergebracht bei den Polizeirevieren Calw und Nagold, neun über den Landkreis verteilte Polizeiposten und die Kriminal-und Verkehrspolizei in Calw, sorgen für die Sicherheit der knapp 160.000 Einwohner des Landkreises. Durch die für das nächste Jahr geplante Polizeireform, die für die Polizei einen Umbruch darstellt, soll die zukünftige Präsenz vor Ort noch erhöht werden.
3 versuchte Tötungsdelikte, 2 fahrlässige Tötungen
Die Polizei musste wegen sechs, im Vorjahr waren es noch vier, Straftaten gegen das Leben ermitteln. In drei Fällen wurde wegen versuchten Tötungsdelikten und in zwei Fällen wegen fahrlässiger Tötung der Staatsanwaltschaft in Tübingen Strafanzeigen vorgelegt. Die Taten konnten alle aufgeklärt werden. Mitte November 2012 erschütterte dann eine Familientragödie in Nagold die Öffentlichkeit, bei der ein 65-jähriger Mann seine gleichaltrige Ehefrau tötete und anschließend Suizid beging.
Jugendkriminalität geht zurück
![Kriminalstatistik Jugendlicher im Calwer Landkreis 2012 - Statistik]()
Kriminalstatistik Jugendlicher im Calwer Landkreis 2012. Statistik: Polizei Calw
Erfreulich ist, dass die Jugendkriminalität nun im zweiten Jahr in Folge zurückging. Insgesamt wurden 573 Jungtäter (686) im Alter unter 21 Jahren auffällig, was einem Rückgang um 113 Personen, das sind 16,5 Prozent, entspricht.
Bei den Jugendlichen waren es 276 (338) und bei den Heranwachsenden 191 (248) junge Menschen, die als Tatverdächtige auffielen. In beiden Altersgruppen waren dies zirka ein Fünftel weniger wie im Vorjahr. Bei den ermittelten 106 (100) tatverdächtigen Kindern nahm die Zahl dagegen um sechs zu, was einen geringen Zuwachs von 6 Prozent ausmacht.
Die Tatverdächtigen-Zahlen bei den Jungtätern spiegeln nicht nur die rückläufigen Einwohnerzahlen dieser Altersgruppe wider. Auch unter Berücksichtigung dieser demographischen Entwicklung nahm die Kriminalitätsbelastung der Jungtäter seit dem Jahr 2007 kontinuierlich ab. Auch landesweit sind die Zahlen tatverdächtiger Jungtäter um 4,6 Prozent rückläufig. Dort ist der Rückgang jedoch bei weitem nicht so stark wie im Landkreis Calw ausgeprägt.
Diese positiven Entwicklungen sind nach allgemeiner Einschätzung nicht nur der Polizei zu verdanken, sondern sind ein Ergebnis des partnerschaftlichen Zusammenwirkens aller mit dem Phänomen Jugendkriminalität konfrontierter Behörden und Einrichtungen.
Dem Alter der Tatverdächtigen entsprechend äußert sich diese Kriminalität hauptsächlich durch Diebstahls-, Gewalt- und Rauschgiftdelikte.
Gesetzwidriges Verhalten in dieser Altersgruppe verläuft oft episodenhaft, das heißt es verfestigt sich nicht auf Dauer. Die Ursachen liegen meistens im Jugendalter selbst begründet. Deshalb wird diesen Umständen durch das spezielle und flexibel gestaltete Jugendstrafrecht Rechnung getragen. Hauptmaßstab ist die notwendige erzieherische Einwirkung auf die jungen Straftäter.
Gemeinsames Ziel ist es, die jungen Menschen vor „kriminellen Karrieren“ zu schützen. Zusammen mit den Erziehungsberechtigten, der Staatsanwaltschaft, der Jugendgerichtshilfe und dem Jugendamt suchen die speziell ausgebildeten Jugendsachbearbeiter der Polizei nach Lösungen, den auf die schiefe Bahn geratenen jungen Menschen wieder den richtigen Weg zu weisen.
Aber auch im Landkreis Calw gibt es sieben (9) jugendliche Intensivtäter, die immer wieder durch Straftaten auffallen. Durch intensive Begleitung und abgestimmten Maßnahmen der Strafverfolgungsbehörden sollen diese jungen Menschen vor einer kriminellen Karriere geschützt werden. Derzeit sind die Jüngsten dieses ausschließlich männlichen Personenkreises 16 und 17 Jahre alt.
Auch Körperverletzungen, Kapitaldelikte und weitere Gewaltkriminalität rückläufig
Die Gewaltkriminalität, dazu zählen Kapitaldelikte, Raubstraftaten sowie schwere und gefährliche Körperverletzungen ist von 138 Fälle auf 106 Fälle deutlich zurückgegangen. Die registrierten schweren und gefährlichen Körperverletzungsdelikte trugen mit ihren geringen 68 Fällen (102) wesentlich zu diesem Rückgang bei. Bei einer hohen Aufklärungsquote (AQ) von 74,5 Prozent konnten 105 (168) Tatverdächtige ermittelt werden. Davon waren 50 (84) Personen Jungtäter unter 21 Jahren. Diese Tatverdächtigenzahl der Jungtäter ist die geringste der zurückliegenden 9 Jahre.
Raubdelikte wurden 25 (26) verzeichnet. Die Anzahl liegt im Mittelwert der zurückliegenden 5 Jahre. Überfälle auf Geschäfte gingen von sechs auf vier zurück, auf Straßen, Wegen und Plätzen sind sie zahlenmäßig mit 8 Fällen gleich geblieben. Wie im Vorjahr gab es zwei Überfälle auf Spielhallen, jedoch keinen (2) auf Tankstellen. Über die Hälfte der Raubdelikte, nämlich 56,0 Prozent, konnten aufgeklärt werden.
Alkohol spielt bei jeden zehnten Gewaltdelikten eine Rolle
Bei zirka jedem zehnten aufgeklärten Fall standen die ermittelten Tatverdächtigen unter Alkoholeinwirkung. Dieser Wert deckt sich mit den Feststellungen des Vorjahres, wobei bekannt ist, dass übermäßiger Alkoholkonsum in vielen Fällen der Auslöser für Gewalt darstellt. Deshalb muss in diesem Zusammenhang Alkohol und Gewalt in einem Atemzug genannt werden. Dies belegen auch Feststellungen, dass bei typischen Gewaltdelikten der Anteil alkoholisierter Tatverdächtiger deutlich zunimmt. So betrifft der Anteil von Körperverletzungsdelikten unter Tatbeteiligung Alkoholisierter bereits etwas mehr als jeden vierten und bei den allgemeinen Gewaltdelikten sogar mehr als jeden dritten Fall in diesem Deliktsbereich. Dennoch, und dies ist positiv hervorzuheben, sind gegenüber dem Vorjahr die Gesamtfälle mit Beteiligung Alkoholisierter unter 21-Jähriger, auf 72 (82) zurückgegangen.
Die Einhaltung von Jugendschutzbestimmungen wirkt der Jugendgefährdung entgegen, weshalb auch die Verhinderung, beziehungsweise Eindämmung des Alkoholmissbrauchs durch Aktivitäten der Ordnungsbehörden und der Polizei an vorderster Stelle steht. Uhrzeitabhängige Alkoholverkaufsverbote, Alkoholverbotszonen und seit einiger Zeit auch die Alkohol-Testkäufe, sind Instrumente, diesen Problembereich auf breiter Front anzugehen. So führten das Landratsamt, die Kommunen und die Polizei in Kooperation landkreisweit 34 Testkäufe durch, von denen 18, also über die Hälfte, als beweisbare Verstöße nach den Jugendschutzbestimmungen zu ahnden waren. Bei den Kontrollen steht jedoch nicht das bei Verstößen festzulegende Bußgeld im Vordergrund, welches bei 300 Euro und darüber liegen kann, sondern der Bereich Aufklärung und Sensibilisierung des Verkaufspersonals.
Denn es kann niemanden unberührt lassen, wenn zwischenzeitlich die alkoholbedingten Behandlungsfälle junger Menschen zwischen 13 und 19 Jahre aus dem Landkreis Calw für das Jahr 2011 bei 54 (58) Fällen liegen und sich seit dem Jahr 2002 mit noch 24 Behandlungsfällen mehr als verdoppelt haben.
Ein Drittel aller Straftaten im Kreis Calw sind Diebstähle
Die Diebstahlskriminalität ist mit 1.655 (1.659) Fällen in der Statistik registriert und stellt damit mehr als ein Drittel aller Straftaten dar. Fahrzeugaufbrüche nahmen auf 103 (56) Fälle zu, während Einbruchdiebstähle in Gaststätten, Hotels mit 55 (65) Fällen, aus Dienst-/Büroräume mit 105 Fällen (113) und aus Baustellen mit 10 Fällen (14) insgesamt zurückgingen. Trotz der Schwierigkeiten bei der Täterermittlung konnte beim schweren Diebstahl eine Aufklärungsquote von 23,4 Prozent (8,1 Prozent) erzielt werden.
Im Frühjahr 2012 kam die Kriminalpolizei Calw nach drei Metalldiebstählen im Landkreis Calw einer zehnköpfigen Einbrecherbande auf die Spur. Bei den Einbrüchen entstand Schaden in Höhe von mehreren 10.000 Euro. Zusammen mit den Kriminalpolizeien von Böblingen, Karlsruhe und Bruchsal und intensiven Ermittlungen die bis nach Bayern reichten, konnte die Bande im Mai 2012 nach einem weiteren Einbruch durch ein Mobiles Einsatzkommando der Polizei in Mannheim dingfest gemacht werden. Es wurden ein Lastwagen, zwei Sprinter und zwei Personenwagen beschlagnahmt. Gegen die Tatverdächtigen im Alter von 23 bis 47 Jahren, die überwiegend aus Osteuropa stammen, ergingen Haftbefehle. Ihnen konnten mindestens 16 Metalldiebstähle im Nordwesten Baden-Württembergs nachgewiesen werden, bei denen der Gesamtschaden auf mehr als eine halbe Million Euro geschätzt wird. Derzeit wird gegen die Tatverdächtigen vor dem Landgericht in Mannheim verhandelt. Sie müssen mit mehrjährigen Haftstrafen rechnen.
Wohnungseinbrüche nahmen zu
Wohnungseinbrüche stiegen von 63 auf 70 Fälle an, 24 (19) davon wurden zur Tageszeit verübt. Hinter diesen Tageswohnungseinbrüchen stecken oft überregionale Banden.
Wie man sich selbst vor Einbrüchen schützen kann ist bei der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle der Polizeidirektion Calw, die im Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) in Calw untergebracht ist, zu erfahren. Ein fachkundiger Polizeibeamter ist dort unter der Rufnummer 07051-939750, Email: sicherincalw@cw-net.de, erreichbar. Mit ihm können auch vor Ort Termine vereinbart werden. Dieser Beratungs-Service der Polizei ist produktneutral und kostenlos.
Das landesweite Phänomen rumänischer Diebesbanden, die für Taschen- / Trickdiebstahl meist ältere Frauen als Opfer aussuchen, machte auch vor dem Landkreis Calw nicht halt. Es wurden 24 (10) Straftaten angezeigt, bei denen die Täter auch immer wieder als Spendensammler oder mit dem Taubstummentrick die Opfer täuschten und ihnen unbemerkt Geldscheine oder gleich die ganze Geldbörse aus der Tasche zogen. Nicht selten fanden direkt im Anschluss an die Tat mit den entwendeten EC-Karten Verfügungen an Geldautomaten statt.
Prävention kann nur funktionieren, wenn alle beteiligten Behörden, Einrichtungen und Organisationen Hand in Hand zusammenarbeiten. Nur dadurch können Straftaten bereits im Vorfeld verhindert werden. Organisatorisch werden diese Aktivitäten durch die beim Landratsamt Calw eingerichteten Koordinierungsstelle Kommunale Kriminalprävention gesteuert, mit der die Polizeidirektion Calw eng zusammenarbeitet. Im Rahmen der kriminalpräventiven Aktivitäten wurden durch die Polizei im Jahr 2012 zirka 130 Aktionen und Vorträge zu Themen wie Medienkompetenz, Drogen-/ und Suchtprävention und Gewalt, durchgeführt. Zielgruppen waren Schüler, Pädagogen, Eltern, Erwachsene und Senioren.
Kriminalität im Internet im Kreis Calw
Kriminalität im Internet ist derzeit in aller Munde. Seien es Betrügereien im Internethandel oder verletzende Darstellungen in sozialen Netzwerken. In diesem Deliktsbereich waren 230 (298) Fälle zu verzeichnen. Diese Zahl liegt im Bereich des Mittelwerts der zurückliegenden fünf Jahre. Allein 172 dieser Fälle sind Betrugshandlungen. Dies bedeutet, dass jeder fünfte bekanntgewordene Betrugsfall zwischenzeitlich seinen Ursprung im Internet hat. Andere Deliktsfelder spielen weiterhin zahlenmäßig eine untergeordnete Rolle. So wurden beispielsweise 10 Fälle bei den Sexualdelikten und auch beim Delikt des Ausspähens von Daten registriert. Dass das Internet keine Gewähr für Anonymität darstellt ist an der hohen Aufklärungsquote von 67,4 % bei dieser Kriminalitätsform zu erkennen.
Rauschgiftkriminalität war in den vergangenen Jahren im Landkreis Calw immer wieder mit unterschiedlichen hohen Fallzahlen vertreten. Diese sind stark von der Anzahl der eingesetzten Rauschgiftermittler abhängig und erfordern im Vorfeld oft langwierige und komplexe Ermittlungen. Es wurde in 129 (193) Fällen ermittelt und unterschiedliche Mengen an Betäubungsmitteln sichergestellt. Fast die Hälfte der Fälle waren Verstöße mit Cannabisprodukten. Wie im Jahr zuvor war erneut ein Rauschgift-Toter zu beklagen, dieses Mal ein 29-jähriger Mann. Mehrere Vorfälle, bei denen Betäubungsmittelkonsumenten zum eigenen Schutz in polizeilichen Gewahrsam genommen werden mussten belegen, dass diese auch immer wieder auf nicht verbotene Ersatzstoffe zur Erreichung von Rauschzuständen ausweichen. Dazu werden frei verkäufliche Lösungsmittel oder Reiniger verwendet, die zu starken Bewusstseinsstörungen führen und wie verbotene Betäubungsmittel körperliche Schäden und Abhängigkeiten verursachen können.
Quelle: Polizeidirektion Calw.
![Straftaten-Statistik des Landkreis Calw 2012]()
Straftaten-Statistik des Landkreis Calw 2012. Quelle: Polizei Calw
![Straftaten im Landkreis Calw 2012 nach Gemeinden]()
Straftaten im Landkreis Calw 2012 nach Gemeinden. Statistik-Bild: Polizei Calw